
Grauen ohne Grenzen
Horror in Film und Literatur
Was ist das Politische am Gruseln? Im Horrorgenre begegnet unsere Gesellschaft ihren kollektiven Albträumen. Verdrängtes kommt zurück und das Unheimliche verweist gerade auch auf den Schrecken, der hinter dem Vertrauten lauert. Und weil auf den Schrecken der Normalität zu verweisen immer schon Anliegen der iz3w ist, proklamieren wir: Gespenster aller Länder, vereinigt euch!
Wer fürchtet sich eigentlich vor wem? Wer ist das ›Monster‹ und wer sind die ›Normalen‹? Bereits der Horrorfilm des 20. Jahrhunderts beantwortete solche Fragen oft sozialkritisch und ergriff Partei für die Unterdrückten. Gegenwärtig erfährt das Genre auch im Globalen Süden einen Boom. Wir fragen: Wie wird der Schrecken von Flucht und Migration in gegenwärtigen Horrorfilmen verhandelt? Was verrät Body-Horror über Geschlechterverhältnisse? Und welchen Beitrag leistet das Genre zur Aufarbeitung der Militärdiktatur in Argentinien?

Angriff auf den falschen Frieden
Horror und Gesellschaftskritik
Den Menschen die Furcht zu nehmen, ist Antrieb menschlicher Zivilisation. Aufklärung und Wissenschaft verbannten die Angst ins Reich des Irrationalen, konnten jedoch ihre Ursachen nicht überwinden. Das Horrorgenre legt den Finger in diese Wunde.
von Georg Seeßlen