Private Gegenstände von Opfern des Genozides sowie zwei Schädel
Genocide Memorial Center, Kigali, Rwanda | Foto: Adam Jones, Ph.D. CC BY-SA 3.0

Genozide

Was gilt als Genozid, was nicht?

Das 20. Jahrhundert wird immer wieder als Jahrhundert der Genozide bezeichnet – zwei dieser Gräueltaten jähren sich 2024 und sind Anlass für unser Dossier. Der Genozide an den Herero und Nama 1904 und der Genozid in Ruanda 1994. Doch diese Verbrechen sind nicht mit dem 20. Jahrhundert zu Ende gegangen, wie der Genozid an den Jezid*innen zeigt.
Wir beschäftigen uns im Dossier mit konkreten Fällen und dem Begriff des Genozids. Wo kommt er her? Welche Schwierigkeiten gibt es damit? Welche Verbrechen werden als Genozid verstanden und welche nicht?

»Du bist okay – Du stehst mit den anderen«

Weiße Grabsteine der Genozid-Gedenkstätte in Srebrenica, Bosnien_Herzegowina

Wir doch nicht

Der Begriff des Genozids ist unver­zichtbar und unvoll­kommen

Die Definition und Ver­wendung des Begriffs Genozid ist um­stritten – immer häufiger wird »Völkermord« als Kampf­begriff genutzt und stößt gleich­zeitig auf große Wider­stände. Was sind die Hinter­gründe und Heraus­forderungen dieses Straf­tat­bestandes?

von Larissa Schober

Menschen mit Waffen laufen durch die Dunkelheit. Am Horizont wird es hell.

Déogratias und der Völkermord

Eine Fotoreihe aus der Graphic Novel »Déogratias – A tale of Rwanda« erzählt die Geschichte des jungen Hutu Déogratias, der sich in seine Mitschülerin, die Tutsi Bénigne, verliebt. Als der Genozid beginnt, versinkt Ruanda in Gewalt und Mord.

Zu sehen ist ein Teil der Gedenkstätte für die Opfer des Holodomor in Kiew. Ein weißer Turm ragt in den bewölkten Himmel, an dessen unteren Teil eine Skulptur aus messingfarbenen Kranichen und Gittern montiert ist.

Die Taten der Anderen

Nach­folge­staaten der ehe­maligen Sowjet­union erzählen ihre National­geschichte als Opfer­geschichte. Der Tat­bestand des Genozids bietet dafür einige Anknüpfungs­punkte.

Ein Mann in einem weißen T-Shirt mit hebräischem Schriftzug ist hinter einem Drahtverhau zu sehen.

Genozid-Inflation

Der Genozid­begriff ist keines­wegs so klar, wie es scheint und unterliegt einer gewissen Evolution. Eine Abgrenz­ung zu anderen Delikten wie Kriegs­verbrechen oder Massakern ist oft schwierig und eröffnet eine begriffliche Grau­zone.

Zwei Personen sind von hinten zu sehen. Auf dem roten Kleidungsstück der Person im Vordergrund ist der Satz "No more stolen relatives" zu lesen. Der schwarze Haarzopf der Person verdeckt Buchstaben der Botschaft. Im Hintergrund ist hügliges Land zu sehen.

Erbe des Siedler­kolonialismus

Die Besied­lung des nord­amerikanischen Kontinents ging einher mit einer Aus­löschung der Indigenen Bevölkerung. Trotz des mörder­ischen Charakters dieser Besetzung ist bis heute der Wider­stand groß, dies als Genozid zu bezeich­nen.

Ein Mann mit weißem Hemd und grüner Hose geht einen Weg entlang zwischen Hütten eines Lagers, in dessen Mitte ein Bach fließt.

Bilder der Gewalt

Die Bilder der Gewalt sind noch vielen in Erinner­ung. Journalist*innen dokumen­tierten die Verbrechen der Armee Myanmars an den Rohingya und spielten so eine Rolle bei der Aner­kennung des Genozids an der Minder­heit.

Ein bewaffneter telefoniert - Im Sand sind menschliche Überreste schwach zu erkennen

Kein Weg zurück

Zehn Jahre nach den An­griffen durch den Islamischen Staat (IS) leben die meisten Jesiden im Irak noch immer in Flücht­lings­camps. Daran hat auch die Anerken­nung des Genozids durch den Deutschen Bundestag Anfang 2023 nichts geändert.

Bahnschienen laufen in Richtung Horizont. Dort sind Berge zu sehen.

120 Jahre später

Der Völker­mord des Deutschen Reichs in der damaligen Kolonie »Deutsch-Südwestafrika« fand vor Bestehen der UN-Völkermords­konvention statt. Was geschah damals und wie gehen die Nachfolge­gesellschaften damit um?

Frau sitzt auf den Stufen der Gedenkstätte in Yerewan und gedenkt der Opfer des Genozids an den Armenier*innen

Die »Geschichts­lücke«

In einer geschichtlichen Rückschau wird der Völkermord an den Armenier*innen beleuchtet. Über den Einfluss des Osmanischen Reichs, Attatürks, Hitler und die aktive Leugnung des Genozids von der türkichen Regierung bis heute.

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