Foto einer grauen Wand mit Hammer und Sichel Tag und weiteren
Ensemble von Tags am Bahnhof Frankfurt-Rödelheim (2022) | Foto: conceptphoto.info CC-BY 2.0

Rückkehr der Völker

Die Renaissance der Roten Gruppen und des Antiimperialismus

Wer derzeit linke Diskurse im Internet verfolgt oder politische Plakate in manchen Vierteln deutscher Großstädte betrachtet, könnte meinen, die 1980er-Jahre seien zurück. Von »nationaler Befreiung« ist dort die Rede und dem Kampf der »Völker« gegen den Imperialismus. Das ‚Volk‘ ist zurück, ein Bezugspunkt, der in Teilen der Linken schon als überwunden galt. Doch warum hat die Terminologie des klassischen Antiimperialismus aktuell Konjunktur?

von Thorsten Mense

19.08.2024
Veröffentlicht im iz3w-Heft 404

In vielen linken Milieus in Deutschland hat sich die Kritik an identitären Konzepten wie Volk und Nation eigentlich schon lange durchgesetzt. Dazu kommt, dass der Antiimperialismus der 1980er-Jahre nicht mehr der globalen postkolonialen Realität des 21. Jahrhunderts entspricht. Schließlich ist, trotz aller kritikwürdigen neokolonialen Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse, die Kolonialzeit schon seit einigen Jahrzehnten an ihr historisches Ende gelangt.

Dass dieser klassische Antiimperialismus, der die Welt in »Völker« einteilt, die von imperialistischen Mächten ausgebeutet und unterdrückt werden, wieder Verbreitung findet, liegt unter anderem daran, dass die sogenannten Roten Gruppen in vielen Städten und gerade unter jungen Leuten in den letzten Jahren starken Zulauf bekommen haben. Als weiterer Grund ist die Eskalation des Israel-Palästina-Konfliktes seit dem antisemitischen und misogynen Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel und dem darauffolgenden Krieg in Gaza zu nennen. Vielerorts wird der Konflikt als ein kolonialer gedeutet und es werden antiimperialistische und antikoloniale Theorien zur Erklärung und Rechtfertigung herangezogen – ungeachtet der veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse und vor allem der besonderen Entstehungsgeschichte des Staates Israel als einer Konsequenz aus dem Holocaust.{{note::Ebenso u

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